Kapitalerhöhungen – Welche Arten gibt es und was bedeuten sie für Investoren?


Auf einen Blick:

  • Kapitalerhöhung: Unternehmen beschaffen frisches Kapital durch die Ausgabe neuer Aktien. Dies kann zur Expansion, Schuldenreduktion oder Übernahmen genutzt werden.
  • Verwässerung: Wenn du deine Bezugsrechte bei der ordentlichen Kapitalerhöhung nicht nutzt, wird dein Anteil am Unternehmen verwässert, und dein Stimmrecht reduziert sich.
  • Arten der Kapitalerhöhung:
    1. Ordentliche Kapitalerhöhung: Ausgabe neuer Aktien mit Bezugsrechten für bestehende Aktionäre. Vorteil: Du kannst deinen Anteil beibehalten. Nachteil: Bei Nichtteilnahme wird dein Anteil verwässert.
    2. Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln: Umwandlung von Rücklagen in Eigenkapital, Ausgabe von Gratisaktien ohne Kapitalzufluss. Vorteil: Kostenlose Aktien, keine Verwässerung. Nachteil: Kein neues Kapital.
    3. Genehmigte Kapitalerhöhung: Unternehmen kann flexibel Aktien ausgeben, ohne Zustimmung der Aktionäre für jede Erhöhung. Vorteil: Flexibilität. Nachteil: Weniger Kontrolle für Aktionäre.
    4. Bedingte Kapitalerhöhung: Nur bei bestimmten Bedingungen, wie Wandelanleihen. Vorteil: Vorbereitung auf zukünftige Verpflichtungen. Nachteil: Potenzielle Verwässerung, ungewisse Höhe.

Unternehmen nutzen Kapitalerhöhungen, um frisches Geld für Investitionen, Schuldenabbau oder andere strategische Ziele zu beschaffen. Eine Kapitalerhöhung ist nicht per se ein Grund zur Sorge, doch sie kann unterschiedliche Auswirkungen auf dich als Aktionär haben. Wichtig ist, welche Art der Kapitalerhöhung durchgeführt wird und wie du damit umgehst.

Zweck der Kapitalerhöhung: Es ist entscheidend, warum das Unternehmen eine Kapitalerhöhung durchführt. Handelt es sich um eine Expansion, um Schulden zu verringern oder um eine Übernahme zu finanzieren, kann dies positiv für die Zukunft des Unternehmens sein. Wenn es jedoch in finanziellen Schwierigkeiten steckt und dringend Kapital benötigt, solltest du die Situation genauer analysieren.

Verwässerung des Anteils: Wenn du dein Bezugsrecht nicht ausübst, kann dein Anteil am Unternehmen verwässert werden, was bedeutet, dass dein prozentualer Stimmanteil sinkt. Dies passiert, weil durch die Ausgabe neuer Aktien der Gesamtkuchen größer wird, aber dein Stück kleiner, wenn du keine neuen Aktien kaufst​.

Doch nicht jede Kapitalerhöhung ist gleich – es gibt verschiedene Formen, die unterschiedliche Auswirkungen auf Aktionäre und das Unternehmen haben.

Beschluss der Hauptversammlung: Eine Kapitalerhöhung muss von der Hauptversammlung des Unternehmens beschlossen werden. Dieser Beschluss benötigt in der Regel eine qualifizierte Mehrheit (mindestens 75 % der abgegebenen Stimmen). In der Hauptversammlung wird auch entschieden, welche Art der Kapitalerhöhung durchgeführt wird, wie etwa die Ausgabe von Bezugsrechten oder der Ausschluss bestehender Aktionäre von diesem Recht.

Hier werfen wir einen Blick auf die gängigsten Arten und was du als Investor beachten solltest.

1. Ordentliche Kapitalerhöhung

Die ordentliche Kapitalerhöhung ist die häufigste Art. Dabei gibt das Unternehmen neue Aktien aus, um frisches Kapital zu erhalten. Diese sogenannten jungen Aktien werden den bestehenden Aktionären im Rahmen eines Bezugsrechts angeboten. Dieses Recht gibt den Altaktionären die Möglichkeit, neue Aktien zu einem Vorzugspreis zu erwerben, um ihre prozentuale Beteiligung am Unternehmen zu halten. Das Ziel dieser Methode ist es, das Eigenkapital zu stärken, um beispielsweise in neue Projekte zu investieren.

Vorteil: Du kannst deinen Anteil am Unternehmen beibehalten, wenn du dein Bezugsrecht nutzt.
Nachteil: Nimmst du nicht teil, kann dein Anteil verwässert werden, was bedeutet, dass dein Stimmrecht abnimmt​.

Wenn ein Unternehmen eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten durchführt, werden dir als bestehendem Aktionär automatisch Bezugsrechte in dein Depot eingebucht. Diese Bezugsrechte erlauben es dir, eine festgelegte Anzahl an neuen Aktien (junge Aktien) zu einem oft günstigeren Preis zu kaufen, um deine Beteiligung am Unternehmen aufrechtzuerhalten.

Was du tun kannst:

  1. Ausübung der Bezugsrechte: Während der Bezugsfrist (in der Regel mindestens 14 Tage) kannst du entscheiden, ob du deine Bezugsrechte nutzen und neue Aktien erwerben möchtest. Dazu erteilst du deinem Broker eine Weisung, dass du von deinem Recht Gebrauch machen willst. Die neuen Aktien werden dann deinem Depot gutgeschrieben.
  2. Verkauf der Bezugsrechte: Wenn du kein zusätzliches Geld investieren möchtest oder die Kapitalerhöhung nicht unterstützen willst, kannst du deine Bezugsrechte verkaufen. Diese werden wie Wertpapiere gehandelt und haben eine eigene Wertpapierkennnummer (WKN). Der Verkauf kann zu einem Gewinn führen, falls der Preis der Bezugsrechte gestiegen ist.
  3. Nichtstun: Wenn du dich nicht aktiv entscheidest, werden deine Bezugsrechte am Ende der Bezugsfrist automatisch verkauft. Dieser Verkauf erfolgt jedoch oft zu einem für dich weniger günstigen Preis​.

Für Anleger ist es ratsam, die Bezugsrechte entweder auszuüben oder zu verkaufen, um nicht unnötig Verluste durch die Verwässerung des Anteils zu erleiden. Aktienkurse fallen i.d.R. bei der Ankündigung einer Kapitalerhöhung. Geht es dir rein um die Vermehrung deines Kapitals, kannst du die Verwässerung der Anteile ignorieren, da du letztlich kein Interesse an den Hauptversammlungen und deinen damit einhergehenden Stimmrechten hast.

2. Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln

Hier wird kein frisches Kapital von außen eingebracht. Stattdessen werden Rücklagen des Unternehmens in Eigenkapital umgewandelt, was durch die Ausgabe von Gratisaktien an die Aktionäre passiert. Die Anzahl der Aktien steigt, aber der Gesamtwert des Unternehmens bleibt gleich. Dies wird oft genutzt, um den Aktienkurs zu senken und die Aktie damit attraktiver zu machen.

Vorteil: Du erhältst kostenlose Aktien und dein Anteil bleibt gleich.
Nachteil: Es wird kein neues Geld in das Unternehmen eingebracht, und der Börsenwert verändert sich nicht​.

3. Genehmigte Kapitalerhöhung

Bei der genehmigten Kapitalerhöhung gibt der Vorstand dem Unternehmen die Möglichkeit, innerhalb eines bestimmten Zeitraums Aktien auszugeben, ohne die Aktionäre jedes Mal fragen zu müssen. Diese Methode bietet dem Unternehmen Flexibilität, auf Marktchancen schnell zu reagieren, was besonders bei strategischen Übernahmen oder schnellen Investitionen wichtig sein kann.

Vorteil: Flexibilität für das Unternehmen, Kapital zu beschaffen, wenn es gebraucht wird.
Nachteil: Weniger Kontrolle für Aktionäre über die Ausgabe neuer Aktien​.

4. Bedingte Kapitalerhöhung

Eine bedingte Kapitalerhöhung wird nur dann durchgeführt, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind – zum Beispiel bei der Umwandlung von Wandelanleihen oder beim Ausüben von Aktienoptionen. Hier wird das Kapital nicht sofort erhöht, sondern nur, wenn die Bedingungen eintreten.

Vorteil: Unternehmen können sich auf künftige Verpflichtungen vorbereiten, ohne sofort Kapital aufzunehmen.
Nachteil: Die genaue Höhe der Kapitalerhöhung ist ungewiss, und es besteht das Risiko der Verwässerung für bestehende Aktionäre​.

Kapitalerhöhungen sind ein wichtiges Instrument für Unternehmen, um zu wachsen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Für Aktionäre ist es wichtig, die verschiedenen Arten zu verstehen und ihre Optionen zu prüfen.


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Eine Antwort

  1. 05/09/2024

    […] Stimmrecht und kannst damit für oder gegen eine Sache stimmen, z.B. bei der Abstimmung über eine Kapitalerhöhung (Kurze Erklärung: Bei einer Kapitalerhöhung wird das Eigenkapital des Unternehmens erhöht, indem […]

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