Marktpsychologie – Warum Aktienkurse steigen oder fallen
Auf einen Blick:
- Marktpsychologie: Aktienkurse werden nicht nur durch Unternehmensdaten beeinflusst, sondern auch durch menschliche Emotionen wie Angst und Gier. Diese Emotionen können zu irrationalen Kursbewegungen führen, besonders in Krisenzeiten.
- Zukunftserwartungen: Der Markt handelt auf Basis von Erwartungen. Selbst wirtschaftlich stabile Unternehmen können Kursverluste erleiden, wenn die Zukunft als unsicher wahrgenommen wird, und umgekehrt.
- Herdentrieb: Anleger neigen dazu, anderen zu folgen, was oft zu Marktübertreibungen führt – nach oben in Spekulationsblasen oder nach unten in überzogenen Kursstürzen.
- Rationales Handeln: In Zeiten von Unsicherheit sollte man Ruhe bewahren, den langfristigen Wert eines Unternehmens analysieren und gegebenenfalls fallende Kurse als Kaufgelegenheit betrachten.
- Diversifikation: Eine breite Streuung über verschiedene Branchen und Anlageklassen verringert das Risiko, da nicht alle Investments gleich stark von Marktschwankungen betroffen sind.
- Indikatoren zur Marktstimmung:
- Put-Call-Ratio: Misst die Anzahl der Puts (fallende Kurse) zu Calls (steigende Kurse), um die Marktstimmung zu erkennen.
- Bull-Bear-Index: Misst den Anteil der optimistischen (bullish) und pessimistischen (bearish) Investoren.
- Fear and Greed Index: Kombiniert verschiedene Indikatoren, um zu messen, ob Angst oder Gier den Markt dominiert.
Die Marktpsychologie ist ein wichtiger Einflussfaktor, den Anleger nicht ignorieren sollten. Geduld, Diversifikation und das Verständnis von emotionalen Übertreibungen können helfen, erfolgreich durch unsichere Marktphasen zu navigieren.
Wenn du an der Börse investierst, ist dir sicherlich aufgefallen, dass Aktienkurse oft nicht nur durch die aktuellen Ergebnisse eines Unternehmens bestimmt werden, sondern auch stark von der Stimmung am Markt beeinflusst werden. Besonders in Krisenzeiten kann es passieren, dass die Aktien eines Unternehmens fallen, obwohl es wirtschaftlich stabil oder sogar erfolgreich ist. Das hat oft weniger mit dem Unternehmen selbst zu tun, als mit der Art und Weise, wie der Markt als Ganzes auf Unsicherheit reagiert. Ein Unternehmen kann schlechte Ergebnisse liefern, hohe Verluste ausweisen und kurz vor der Insolvenz stehen (überspitzte Darstellung). Wenn nun neue Quartalszahlen offiziell bekannt gegeben werden, kann der Kurs dennoch in die Höhe schießen, da im Vorfeld häufig Analysten Schätzungen abgegeben haben und wenn diese Schätzungen positiv übertroffen werden, steigt der Kurs, auch wenn ein Verlust bekannt gegeben wird. Ist dieser Verlust jedoch minimal höher als im Vorfeld erwartet worden war, steigt der Kurs. Umgekehrt genauso. Steht ein Unternehmen mit starken Ergebnissen da und weist einen hohen Gewinn aus, kann der Kurs dennoch fallen, wenn Analysten vorher mehr erwartet hatten. Daran erkennt man den Einfluss der Psychologie.
Die Psychologie hinter Marktbewegungen
Die Börse ist nicht nur ein rationaler Ort, an dem Zahlen und Fakten zählen. Sie ist auch ein Spiegel der menschlichen Emotionen – und diese können stark schwanken. Angst und Gier sind die beiden stärksten Triebfedern, die den Markt beeinflussen. In Krisenzeiten ist es oft die Angst, die die Oberhand gewinnt. Investoren reagieren dann nicht immer logisch, sondern emotional. Selbst wenn ein Unternehmen gut aufgestellt ist, können Unsicherheiten in der Weltwirtschaft, politische Krisen oder plötzliche Schocks dazu führen, dass Anleger ihre Aktien verkaufen. Diese kollektive Panik führt dann zu fallenden Kursen, obwohl das Unternehmen selbst wirtschaftlich stabil bleibt.
Am Markt wird die Zukunft gehandelt
An der Börse wird immer die Zukunft gehandelt. Was bedeutet das? Der aktuelle Kurs einer Aktie reflektiert nicht nur, wie das Unternehmen momentan dasteht, sondern auch, was die Marktteilnehmer in Bezug auf seine zukünftigen Gewinne und Risiken erwarten. Wenn es Unsicherheiten über die künftige wirtschaftliche Entwicklung gibt – sei es durch eine globale Pandemie, politische Instabilität oder Zinserhöhungen –, dann gehen die Investoren oft davon aus, dass die zukünftigen Gewinne eines Unternehmens gefährdet sein könnten. Selbst wenn ein Unternehmen aktuell gut läuft, reicht oft schon die Sorge um die Zukunft, um seine Aktienkurse unter Druck zu setzen. Ebenso kann ein Unternehmen, das bisher keine Gewinne erzielt hat, sondern nur Verluste ausweist, im Kurs enorm steigen, wenn große Erwartungen an die Zukunft gerichtet werden. Ein Beispiel hierfür ist Nel ASA. Das Unternehmen fokussiert sich auf die Herstellung von Wasserstoff aus elektrischer Energie und profitierte kurstechnisch 2021 vom Wasserstoff-Hype an der Börse, der alle Aktien mit Verbindung zum Wasserstoff stiegen ließ. Die Nel ASA Aktie stieg bspw. von ca. 0,70€ auf 3,50€ innerhalb weniger Monate. Heute ist dieser Hype verflogen und die Aktie notiert nun nur noch bei 0,46€. Was kann man daraus mitnehmen? Auf so einen Hype-Zug sollte man besser nicht aufsteigen, außer man erkennt ihn früh genug. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass du zu denen gehörst, die beim Peak einsteigen, wodurch du hinterher die größten Verluste mitnehmen könntest.
Herdentrieb und Marktübertreibungen
Ein weiteres Phänomen, das die Marktpsychologie prägt, ist der sogenannte „Herdentrieb“. Wenn viele Anleger gleichzeitig verkaufen, folgen oft auch andere, aus Angst, etwas zu verpassen oder größere Verluste hinzunehmen. Das verstärkt den Abwärtstrend, obwohl es möglicherweise keinen rationalen Grund für diesen Massenverkauf gibt. Dieser Herdentrieb führt häufig zu Übertreibungen – einerseits nach oben, in Form von Spekulationsblasen, d.h. zu hohe Bewertungen von Aktien am Markt in Abwesenheit entsprechend guter Zahlen des inneren Wertes, welche hinterher zu großen Kursstürzen führen, ein Beispiel hierfür ist die im März 2000 geplatzte Dotcom-Blase. Und andererseits nach unten, in Form von dramatischen Kursstürzen, die sich später als überzogen herausstellen, wodurch hinterher die Kurse wieder steigen, um die gerechte Bewertung wieder herzustellen. Beispiel hierfür ist der Corona-Crash 2020. Damals brachen die Kurse zeitweise um ca. 40% ein, nur um innerhalb weniger Monate wieder enorm zu steigen und um neue Höchststände zu erreichen.
Wie man ideal agiert
In Zeiten von Marktunsicherheit und fallenden Kursen kann es verlockend sein, in Panik zu verfallen und alles zu verkaufen. Aber das ist oft nicht die beste Strategie.
Du solltest stets:
- Ruhe bewahren: Panikverkäufe führen oft zu Verlusten, die man später bereut. Behalte deine langfristigen Ziele im Blick und lass dich nicht von kurzfristigen Schwankungen verunsichern.
- Den langfristigen Wert betrachten: Frag dich, ob die fundamentalen Daten des Unternehmens sich wirklich verschlechtert haben. Wenn das Unternehmen weiterhin solide Gewinne erzielt und gut aufgestellt ist, könnten fallende Kurse sogar eine Kaufgelegenheit darstellen, d.h. du könntest die günstigeren Kurse direkt nutzen, um weitere Anteile zu erwerben.
- Diversifikation: Eine breite Streuung deiner Investitionen kann helfen, die Auswirkungen von Krisen abzufedern. Wenn du dein Risiko auf verschiedene Branchen und Anlageklassen verteilst, bist du weniger anfällig für starke Kursschwankungen.
- Geduld haben: Krisen kommen und gehen. Historisch gesehen hat sich der Markt nach fast jeder Krise wieder erholt. Wer in Krisenzeiten geduldig bleibt und nicht überstürzt handelt, hat oft bessere Chancen, langfristig erfolgreich zu sein. In der Vergangenheit hat der Markt alle Krisen miterlebt, dennoch stehen die Kurse heute höher als jemals zuvor.
Denke daran: Die Börse ist ein Spiel der Nerven – und die Gewinner sind oft die, die ruhig bleiben, wenn andere in Panik verfallen. Kurzfristig herrscht die Massenpsychologie über die Kurse, langfristige, d.h. über mehrere Jahre, sind nur die fundamentalen Daten des Unternehmens relevant.
Angebot und Nachfrage regelt den Markt
Ein wesentlicher Faktor ist die allgemeine Erwartungshaltung der Marktteilnehmer. Investoren kaufen nicht nur aufgrund von aktuellen Nachrichten, sondern oft auch aufgrund von positiven Erwartungen für die Zukunft. Auch wenn es keine konkreten Neuigkeiten gibt, kann eine optimistische Grundstimmung im Markt dafür sorgen, dass Aktien steigen. Zum Beispiel können positive wirtschaftliche Indikatoren, wie niedrige Arbeitslosenzahlen oder eine positive Konjunkturprognose, dazu führen, dass Anleger mit künftigen Unternehmensgewinnen rechnen – selbst wenn es keine direkten Neuigkeiten vom Unternehmen selbst gibt. Dies führt zu mehr Käufern, d.h. die Nachfrage nach einzelnen Aktien steigt. Umgekehrt, sollten schlechtere wirtschaftliche Indikatoren bekannt gegeben werden, gibt es mehr Verkäufer, d.h. das Angebot der Aktien steigen, wodurch die Kurse fallen.
Weitere positive Einflüsse:
- Niedrige Zinsen: In einem Niedrigzinsumfeld suchen viele Investoren nach attraktiveren Anlagemöglichkeiten als traditionelle Sparkonten oder Anleihen. Aktien erscheinen dann oft als die bessere Option, wodurch mehr Kapital in den Markt fließt und die Kurse steigen.
- Investmentfonds und ETFs: Immer mehr Menschen investieren über Fonds und ETFs, die regelmäßig Aktien kaufen müssen, um ihre Portfolios auszugleichen. Diese konstante Nachfrage kann die Kurse in die Höhe treiben, auch wenn es gar keine neuen Nachrichten gibt.
Es gibt Indikatoren für Marktpsychologie
Um die Marktpsychologie zu beobachten und besser zu verstehen, gibt es verschiedene Indikatoren und Messinstrumente, die die Stimmung der Anleger widerspiegeln. Diese helfen dabei, zu erkennen, wie Emotionen wie Angst, Gier oder Optimismus den Markt beeinflussen. Die Indikatoren kann man online abrufen:
1. Put-Call-Ratio
Diese Kennzahl misst das Verhältnis zwischen Put-Optionen (die bei fallenden Kursen Gewinne bringen) und Call-Optionen (die bei steigenden Kursen Gewinne bringen). Eine hohe Put-Call-Ratio zeigt, dass viele Anleger auf fallende Kurse setzen, was auf eine pessimistische Marktstimmung hindeutet. Eine niedrige Ratio hingegen signalisiert Optimismus.
2. Bull-Bear-Index
Der Bull-Bear-Index misst den Anteil der Investoren, die bullish (optimistisch) oder bearish (pessimistisch) sind. Ein extrem hoher Anteil an bullishen Investoren kann auf übermäßige Euphorie hindeuten, was möglicherweise auf eine bevorstehende Korrektur schließen lässt. Ein sehr pessimistischer Markt kann hingegen auf eine mögliche Bodenbildung hindeuten, d.h. das Tief der Kurse ist erreicht, sodass sie nicht noch weiter fallen, sondern allmählich wieder steigen.
3. Fear and Greed Index
Der Fear and Greed Index, veröffentlicht von CNN Money, fasst sieben verschiedene Marktindikatoren zusammen, um zu zeigen, ob der Markt von Angst (Fear) oder Gier (Greed) getrieben wird. Wenn der Index extrem auf „Gier“ steht, kann dies ein Zeichen für überhitzte Märkte sein, während ein hoher Angstwert auf eine mögliche Kaufgelegenheit hinweisen könnte.
Fazit: Der Markt lebt von Erwartungen
Insgesamt wird deutlich, dass die Aktienkurse nicht nur auf tatsächlichen Neuigkeiten basieren, sondern auch stark von den Erwartungen und der allgemeinen Marktstimmung beeinflusst werden. Auch ohne neue Informationen über ein Unternehmen kann eine optimistische Grundstimmung, hohe Liquidität und das Verhalten anderer Investoren die Kurse nach oben treiben. Als Anleger ist es daher wichtig, sich nicht nur auf die kurzfristigen Bewegungen zu konzentrieren, sondern den langfristigen Wert eines Unternehmens im Auge zu behalten. Denn was heute ohne ersichtlichen Grund steigt, kann morgen genauso schnell wieder fallen. Du kannst an der Börse immer optimistisch sein. Steigen die Kurse, dann kannst du dich freuen, dass du Gewinne erzielst. Fallen die Kurse, dann kannst du dich freuen, dass du wieder günstig einkaufen kannst.
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2 Antworten
[…] Kommen wir nochmal zum Aktienkauf an der Börse zurück. Eine Börse ist im Grunde ein Handelsplatz, an dem Käufer und Verkäufer Aktien untereinander austauschen, dort trifft die Nachfrage auf das Angebot, denn so wird der Kurs einer Aktie, d.h. der Preis einer Aktie, gebildet. Der Preis je Aktie kann steigen oder fallen. Wenn viele Leute eine Aktie kaufen möchten, steigt der Kurs, da die Nachfrage größer ist. Wenn viele Leute eine Aktie verkaufen möchten, fällt der Kurs, da das Angebot größer ist. Wenn du an Aktien interessiert bist, solltest du dich unbedingt damit vertraut machen, was für eine Rolle die Marktpsychologie bei steigenden oder fallenden Aktienkursen spielt. […]
[…] ein Index den Gesamt-Nischenmarkt abbildet. Wenn du investierst, solltest du dich auch mit der Marktpsychologie befassen. Du kannst nämlich nur Erfolg haben, wenn du dich nicht von psychologischen Fallen […]