Verlustverrechnungstöpfe – Warum sie für Anleger so wichtig sind
Auf einen Blick:
- Verlustverrechnungstöpfe: Steuerliche Instrumente zur Verrechnung von Verlusten mit Gewinnen aus Kapitalanlagen, um die Steuerlast zu senken.
- Aktien-Verlustverrechnungstopf: Verluste aus Aktienverkäufen dürfen nur mit Gewinnen aus Aktienverkäufen verrechnet werden.
- Allgemeiner Verlustverrechnungstopf: Verluste aus anderen Kapitalanlagen (Fonds, Anleihen etc.) können mit allen Kapitalgewinnen, auch aus Aktien, verrechnet werden.
- Quellensteuer-Verrechnungstopf: Hier wird die im Ausland gezahlte Quellensteuer (z.B. 15% auf US-Dividenden) mit der deutschen Abgeltungssteuer verrechnet, um Doppelbesteuerung zu vermeiden.
- Funktion: Verluste können automatisch von der Bank oder dem Broker mit Gewinnen verrechnet werden. Nicht genutzte Verluste werden ins nächste Steuerjahr übertragen.
- Verlustbescheinigung: Wenn du bei verschiedenen Brokern Depots hast, kannst du dir eine Verlustbescheinigung ausstellen lassen, um Verluste übergreifend in der Steuererklärung zu verrechnen.
- Einschränkungen: Seit 2021 gibt es eine Begrenzung für Verluste aus Termingeschäften (z.B. Optionen) auf maximal 20.000 Euro pro Jahr, was aktive Trader betrifft.
Wenn es um die Besteuerung von Kapitalerträgen geht, stoßen Anleger häufig auf den Begriff „Verlustverrechnungstöpfe“. Besonders bei Investments in Aktien, Fonds oder anderen Wertpapieren kann dieses steuerliche Instrument eine bedeutende Rolle spielen. Aber was genau steckt hinter den Verlustverrechnungstöpfen, und wie können sie genutzt werden, um die Steuerlast zu optimieren?
Was sind Verlustverrechnungstöpfe?
Verlustverrechnungstöpfe sind eine steuerliche Regelung, die es ermöglicht, Verluste aus Kapitalanlagen mit Gewinnen zu verrechnen. In Deutschland gelten bestimmte Vorschriften, wie diese Verluste und Gewinne miteinander verrechnet werden dürfen. Im Wesentlichen gibt es zwei Arten von Verlustverrechnungstöpfen:
- Aktien-Verlustverrechnungstopf: Dieser Topf enthält Verluste, die durch den Verkauf von Aktien entstehen. Diese Verluste dürfen jedoch ausschließlich mit Gewinnen aus dem Verkauf anderer Aktien verrechnet werden.
- Allgemeiner Verlustverrechnungstopf: Hier werden Verluste aus allen anderen Kapitalanlagen gesammelt, beispielsweise aus Fonds, Anleihen oder Derivaten. Diese Verluste können dann mit den Gewinnen aus ähnlichen Anlagen verrechnet werden. Auch mit Gewinnen aus dem Verkauf anderer Aktien können Verluste des allgemeinen Verlustverrechnungstopfes verrechnet werden, umgekehrt können jedoch keine Verluste aus dem Aktien-Verlustverrechnungstopf mit Gewinnen aus anderen Anlageformen verrechnet werden.
- Quellensteuer-Verrechnungstopf: Dieser Topf bezieht sich auf die Verrechnung der im Ausland gezahlten Quellensteuer, die auf Dividenden oder Zinserträge erhoben wird. Über diesen Topf kann die im Ausland erhobene Steuer in Deutschland angerechnet werden, um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden.
Wie funktioniert die Verlustverrechnung?
Angenommen, ein Anleger verkauft Aktien und erzielt dabei einen Gewinn von 10.000 Euro. Im selben Jahr verkauft er jedoch auch andere Aktien, bei denen er einen Verlust von 4.000 Euro erleidet. Dieser Verlust wird dem Aktien-Verlustverrechnungstopf gutgeschrieben. Die Bank oder der Broker verrechnet den Verlust von 4.000 Euro mit dem Gewinn von 10.000 Euro, sodass der Anleger letztlich nur auf einen Gewinn von 6.000 Euro Steuern zahlen muss.
Ähnlich funktioniert es im allgemeinen Verlustverrechnungstopf. Wenn ein Anleger Verluste aus Anleihen oder Fonds realisiert, können diese mit Gewinnen aus anderen nicht-aktienbasierten Kapitalanlagen verrechnet werden.
Was passiert mit unverrechneten Verlusten?
Es kann auch passieren, dass die Verluste größer als die Gewinne sind, die ein Anleger in einem Steuerjahr erzielt. In einem solchen Fall werden die nicht genutzten Verluste in das nächste Jahr übertragen. Das bedeutet, dass sie auch in den Folgejahren noch mit künftigen Gewinnen verrechnet werden können. Dies bietet Anlegern die Möglichkeit, ihre Steuerlast über mehrere Jahre hinweg zu optimieren.
Steuerliche Vorteile durch Verlustverrechnung
Die Verrechnung von Verlusten mit Gewinnen kann die Steuerlast erheblich senken. Wenn Anleger beispielsweise in einem Jahr hohe Verluste erleiden, können sie diese in den folgenden Jahren nutzen, um ihre Steuerbelastung zu mindern. Dies ist besonders relevant in Zeiten starker Marktschwankungen, wenn ein Mix aus Gewinnen und Verlusten in verschiedenen Anlageklassen üblich ist.
Ein weiterer Vorteil ist die automatische Verrechnung durch den Broker oder die Bank. Viele Anbieter führen die Verlustverrechnung bereits automatisch durch, sodass Anleger sich nicht selbst um die steuerliche Erfassung kümmern müssen. Allerdings sollten Anleger dennoch die Abrechnungen im Auge behalten und gegebenenfalls überprüfen, ob die Verluste korrekt verrechnet wurden. Wenn du bei verschiedenen Banken/Brokern ein Depot hast, gibt es keine automatische übergreifende Verrechnung. Sollte es aber dazu kommen, dass das eine Depot einen Verlust ausweist und das andere einen Gewinn, dann kannst du dir durch die Bank/den Broker eine Verlustbescheinigung für das Depot mit den Verlusten ausstellen lassen. Diese Bescheinigung benötigst du später für deine Steuererklärung, in der du die Gewinne und Verluste angibst und damit „erklärst“.
Einschränkungen der Verlustverrechnung
Wichtig zu beachten ist, dass nicht alle Verluste unbegrenzt verrechnet werden können. So gibt es beispielsweise seit 2021 eine Begrenzung für Verluste aus sogenannten Termingeschäften (wie Optionen oder Futures) auf maximal 20.000 Euro pro Jahr. Solche Verluste können nur bis zu dieser Grenze mit Gewinnen verrechnet werden, was insbesondere für aktive Trader eine relevante Beschränkung darstellt.
Der Quellensteuer-Verrechnungstopf: Funktion und Nutzen
Der Quellensteuer-Verrechnungstopf spielt eine Rolle, wenn Anleger Kapitalerträge aus dem Ausland erzielen, wie beispielsweise Dividenden von US-Unternehmen oder Zinsen aus Schweizer Anleihen. Viele Länder erheben auf solche Erträge eine Quellensteuer, die direkt an der Quelle (also im Ausland) einbehalten wird. In den USA beträgt die Quellensteuer auf Dividenden zum Beispiel 30%, durch das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und den USA reduziert sich die Quellensteuer auf 15% für deutsche Anleger. I.d.R. funktioniert dies automatisch, wenn bei deinem Broker/deiner depotführenden Bank die deutsche Staatsangehörigkeit hinterlegt ist.
Diese im Ausland erhobene Quellensteuer kann oft auf die in Deutschland zu zahlende Abgeltungssteuer angerechnet werden, um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden. Genau hier kommt der Quellensteuer-Verrechnungstopf ins Spiel. Die Bank oder der Broker sammelt die einbehaltene Quellensteuer in diesem Topf und verrechnet sie automatisch mit der in Deutschland anfallenden Steuer auf Kapitalerträge.
Beispiel: Ein Anleger erhält eine Dividende von 1.000 Euro aus US-Aktien. Die USA erheben darauf 15 % Quellensteuer, also 150 Euro. In Deutschland fallen auf diese Dividende 25 % Abgeltungssteuer an, das wären 250 Euro. Dank des Quellensteuer-Verrechnungstopfs wird die bereits in den USA gezahlte Steuer von 150 Euro angerechnet, sodass der Anleger in Deutschland nur noch 100 Euro Abgeltungssteuer zahlen muss.
Der Quellensteuer-Verrechnungstopf ist damit also auch bei amerikanischen Aktien-REITs und Aktien-BDCs relevant.
Vorteile des Quellensteuer-Verrechnungstopfs
- Vermeidung von Doppelbesteuerung: Der Quellensteuer-Verrechnungstopf sorgt dafür, dass die im Ausland gezahlte Steuer angerechnet wird und der Anleger nicht doppelt – sowohl im Ausland als auch in Deutschland – für denselben Ertrag Steuern zahlt.
- Automatische Verrechnung: Wie bei den anderen Verlustverrechnungstöpfen erfolgt auch hier die Verrechnung der im Ausland gezahlten Quellensteuer automatisch durch die Bank oder den Broker. Dies spart Zeit und Mühe für den Anleger, da keine zusätzliche Steuererklärung für die Anrechnung notwendig ist.
- Transparenz und Nachverfolgbarkeit: Anleger haben die Möglichkeit, über ihre Steuerdokumente oder Depotabrechnungen genau nachzuvollziehen, wie viel Quellensteuer in welchem Land angefallen ist und wie sie in Deutschland verrechnet wurde.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Steuerberatung dar, sondern bietet allgemeine Informationen zu den steuerlichen Rahmenbedingungen der Verlustverrechnung. Für eine individuelle Beratung wenden Sie sich bitte an einen Steuerexperten.
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2 Antworten
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