Das deutsche Rentensystem und der demografische Wandel – Wieso eigene Altersvorsorge so wichtig ist
Altersvorsorge. Wirklich jetzt schon? Vermutlich denkst du dir genau das, aber ich werde dir erklären, warum genau das jetzt wichtig ist und warum es leichter ist als es sich anhört.
In Deutschland gibt es viele Arbeitnehmer, d.h. Menschen, die irgendwo angestellt sind, einen festen Job haben und von ihrem Bruttolohn sowohl Steuern als auch Sozialabgaben leisten müssen. Nach vielen Jahren harter und disziplinierter Arbeit treten diese Menschen in das Rentenalter ein. Um eine reguläre Altersrente beziehen zu dürfen, die sog. Regelaltersrente, müssen sie das 67. Lebensjahr vollendet haben. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit früher in Rente zu gehen. Natürlich gibt es noch weitere Gruppen, z.B. die Selbstständigen oder die Beamten, aber hier soll es primär um die Standardgruppe gehen, die in Deutschland stark vertreten ist, um das Grundprinzip der Rente zu verdeutlichen. Auf die einzelnen Gruppen werde ich im Verlauf auch eingehen und jeweils einen ausführlicheren Artikel über deren „Rentenzeit“ schreiben.
Das Rentensystem in Deutschland, die gesetzliche Rentenversicherung bzw. die gesetzliche Rente, funktioniert folgendermaßen: Es basiert auf dem sog. Umlageverfahren, d.h. die heutigen Arbeitnehmer bezahlen die Rente der heutigen Rentner. Dabei ist dir vielleicht der „Generationenvertrag“ ein Begriff. Die junge Generation bezahlt die Rente der älteren Generation und verlässt sich darauf, dass die eigene Rente im späteren Rentenalter von der nächsten Generation bezahlt wird.
Alle Arbeitnehmer in Deutschland müssen in das Rentensystem einzahlen. Erhält man Lohn bzw. Gehalt, dann gehen davon Sozialabgaben und Steuern ab. Mit den Sozialabgaben bezahlt man u.a. die gesetzliche Krankenversicherung und auch die gesetzliche Rentenversicherung. Die Höhe der Sozialbeiträge wird anhand des Einkommens berechnet. Doch hier gibt es bereits Grenzen. Die „Beitragsbemessungsgrenze“ gibt an, bis zu welchem Einkommen Beiträge gezahlt werden müssen. Liegt das Einkommen über der Grenze, zahlt man nur Beiträge, die bis zur Grenze berechnet werden. Die Beitragsbemessungsgrenze beträgt in den alten Bundesländern 7.300€ und in den neuen Bundesländern 7.100€ pro Monat (Stand 2023). Vielleicht erkennst du schon, was das bedeutet. Verdienst du jährlich so viel Geld, dass das Gehalt die Beitragsbemessungsgrenze übersteigt, zahlst du nur Beiträge, die der Beitragsbemessungsgrenze entsprechen, d.h. du hast ein starkes Defizit, weil du zu wenig in deine Altersvorsorge gesteckt hast und du von einem hohen monatlichen Gehalt auf eine niedrige monatliche Rente umsteigst. Prinzipiell muss dir eine Sache bewusst sein: Deine Rente wird später niedriger als dein Gehalt sein, wodurch du mit weniger Geld pro Monat umgehen musst… dabei ist es egal, ob du unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze verdienst oder darüber, denn es betrifft im Grund alle… Dieses Defizit nennt man übrigens Versorgungslücke.
Da die gesetzliche Rentenversicherung über ein Umlageverfahren finanziert wird und keine kapitalgedeckte Anlage der Beiträge erfolgt, wird der Anspruch auf eine Regelaltersrente über Rentenpunkte angezeigt. Jahr für Jahr erhält der Einzahler Rentenpunkte als Gegenleistung. Du musst nicht wissen, wie genau deine Rente berechnet wird, denn dafür gibt es etliche Rechner im Internet. Wichtig ist: Verdienst du ein Durchschnittsgehalt und zahlst damit so viel in die Rentenkasse ein wie der Durchschnitt, erhältst du einen Rentenpunkt für das aktuelle Jahr. Verdienst du unter dem Durchschnitt, bspw. nur halb so viel, dann erhältst du 0,5 Rentenpunkte, verdienst du mehr, bspw. 50% mehr als der Durchschnitt, erhältst du 1,5 Rentenpunkte. Insgesamt kannst du also 0-2 Rentenpunkte pro Jahr erhalten. Ein Rentenpunkt entspricht dann einem Wert in Euro, der dir im Rentenalter als monatliche Rente zusteht.
An der gesetzlichen Rentenversicherung gibt es einen entscheidenden Haken. Da sie über ein Umlageverfahren finanziert wird, hat jeder Einzahler im Rentenalter keinen Anspruch auf einen exakten Rentenwert in Euro, sondern nur auf die Rentenpunkte, die er angesammelt hat. Der Wert eines Rentenpunktes ist allerdings ungewiss und nicht sicher für die Zukunft kalkulierbar. Die Rentenversicherung hängt nämlich von der Anzahl der Einzahler und Rentner ab. Momentan gibt es noch ein ausgewogenes Verhältnis, allerdings wird in den nächsten Jahren das Verhältnis zunehmend unausgeglichener, da durch den demografischen Wandel die Gesellschaft immer älter wird, d.h. es gibt immer mehr ältere Menschen, die eine Rente beziehen und immer weniger junge Menschen, die die Rente finanzieren. Dadurch reduziert sich der Wert eines Rentenpunktes und man hat nur noch Anspruch auf eine niedrigere Rente im Wert der Rentenpunkte. Die „Babyboomer“ werden in den nächsten Jahren das Renteneintrittsalter erreichen. Googlest du den Begriff, wird dir bewusst, welche Auswirkungen diese Generation auf das Rentensystem haben wird.
Zwar wird ein Großteil der gesetzlichen Rente durch das Umlageverfahren finanziert, allerdings übersteigen die Ausgaben die Einnahmen, wodurch der Staat 20-30% der Ausgaben zusätzlich finanziert. Um die Lücke nicht größer werden zu lassen, kann man durch Rentenkürzungen, Beitragserhöhungen oder einem späteren Renteneintrittsalter entgegenwirken, wodurch entweder die Beitragszahler oder die Rentner benachteiligt werden.
Du siehst also, wenn es um Altersvorsorge geht, gilt es einiges zu beachten und du kannst dich nicht auf das Rentensystem komplett verlassen. Ich werde dir in dieser Vorsorge-Reihe auf meinem Blog einige Möglichkeiten aufzeigen, wie du für dich selbst vorsorgen kannst.
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